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Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS ACHILLE ZAVATTA FILS
Semecourt, 14. Mai 2011


Auf seiner jährlich fast authentischen Tournee gastierte der „Cirque Achille Zavatta Fils“ der Familie Cagniac auch in diesem Frühling wieder in Semecourt, nahe Metz. Fast immer wird auf den Parkplätzen der Großmärkte „Auchan“, „Carrefour“ oder „Cora“ aufgebaut. Diese Strategie bringt Erfolg, wird der Circus doch täglich von tausenden Supermarktkunden wahrgenommen. So auch hier, die mehrspurige Zufahrt zu den Märkten des Gewerbegebietes mündet genau auf den Circus.

Den Blickfang vor dem großen, auffällig gestylten, rot-gelben Viermast-Chapiteau bildet ein mit opulenter Airbrush-Bemalung verzierter kombinierter Durchgangs- Kassenwagen.

Wie in Frankreich üblich, ist der Fuhrpark auf schnelles reisen ausgelegt. Der umfangreiche  Fuhrpark, in rot und mit gelber Beschriftung, setzt sich aus Sattelaufliegern und Anhängern zusammen. Wie schon in diversen Berichten auf circus-online beschrieben, dürfen in unserem Nachbarland Circustransporte mit mehreren Anhänger an einem Lkw, bzw. an einen Sattelauflieger gefahren werden. So ist man mit einer der Größe entsprechenden Anzahl Zugmaschinen, in der Lage den Ortswechsel in einer einzigen Fahrt zu bewerkstelligen.
Der Besuch des Zoos ist gratis, wie verschiedene Hinweistafeln vor der Kasse verkünden und zahlreiche Interessierte nehmen dieses  Angebot an. Der artenreiche Tierbestand umfasst u. a. Zebras, Kamele Dromedare, Lamas, Esel, Watussi, Wasserbüffel, Pferde der unterschiedlichsten Rassen sowie Löwen, normalfarbene und weiße Tiger. Diese Arche Noah findet in vier Ställen und zwei Raubtierwagen ein geräumiges Unterkommen.

Im Chapiteauinneren fällt der neugestaltete große Artisteneingang auf. Ein hoher Gitterrohrbogen trägt dunkelrote und goldene Stoffelemente. Edle, mit hochwertigem rotem Stoff bezogene Polsterstühle stehen den Logenbesuchern zur Verfügung. Das traditionelle französische Holzgradin kontrastiert auf charmante Weise. Die kleine Restauration findet gleichermaßen im Chapiteau Platz.
Die gut zusammengestellte Musik kommt aus der Konserve und die erstklassige Tonanlage lässt auch große Lautstärken sauber klingen. Mit einem Schlagzeug, an dem die Herren Cagniac abwechselnd  agieren, werden Akzente gesetzt und die Aktivitäten in der Manege unterstützt.

Direktor Renato-Arsene Cagniac begrüßt sein Publikum. In souveräner eloquenter Manier präsentiert er als 'Monsieur Loyal', in mit Glitzersteinchen reich verzierten Fräcken, die Show.
Der Circus Achille Zavatta Fils ist eines der wenigen Unternehmen, dass zwei Raubtierdarbietungen bietet. Werbemässig groß herausgestellt werden die weißen Tiger des Hauses. Im zum
Programmbeginn aufgebauten Zentralkäfig  präsentiert der älteste Sohn des Hauses, Yannick trickreich die drei weißen Tiger in einer sicher und routiniert ablaufenden Dressurfolge. Pyramide, zahlreiche Sprünge, dreifaches Rollover, Hochsitzer und verschiedene Kontakttricks werden u. a. in rascher Folge geboten.
Sehr flott wird der Zentralkäfig entfernt und Yannicks jüngere Geschwister Jessy und Sabrina präsentieren eine „Hohe Schule“ im spanischen Stil. Die beiden erzählen eine kleine Geschichte von werben eines stolzen Reiters – Jessy Cagniac – um eine schöne Tänzerin – Sabrina. Dann unterbricht Jessy seine Schullektionen derweil Sabrina ihre in den Ablauf integrierte Vertikalseilkür vorträgt. Die ansprechende Trickfolge wird mit gutem Verkauf publikumswirksam gearbeitet.

Clown Chico ist eine freundlich-sympathischer Tollpatsch, der beim Publikum sofort Anklang findet.  Samuel Cagniac – der Bruder von Renato-Arsene Cagniac füllt diese Figur mit Leben.  Er spielt gängige Szenen denen er es versteht eigene sympathische Noten zu verleihen. Dies Alles wird mit einem Augenzwinkern geboten.
Zunächst wird mit dem Publikum die richtige Applausintensität geübt. Den Kassettenrecorder, der in der Mülltonne weiterspielt haben wir schon oftmals erlebt, hier gefällt er ob des spielfreudigen Akteurs. Den seriösen Gegenpart gibt mit der nötigen Grandezza 'Monsieur Loyal'.
Zur Pause folgen die obligatorischen 'vier Stühle', die beim Publikum sehr gut ankommen. In seinem Entree fährt Chico mit einem Zuschauerpaar Motorrad, um die beiden hernach miteinander zu verheiraten. Alle Reprisen werden erfreulich flott, ohne Längen vorgetragen.
Die kleine Kassy lässt ein Pony seine Figuren durch vier große Metallringe laufen. Ernsthaft und schon recht selbständig agiert die junge Vorführerin.

Im Cirque Achille Zavatta Fils haben Pferdedarbietungen im Gegensatz zu vielen französischen Familiencircussen einen großen Stellenwert. Unter der Peitschenführung des versierter Tierlehrers Jessy Cagniac agieren zunächst ein Friese gemeinsam mit einem schwarzen Pony als harmonisches Groß-und-Klein in der Manege. Dann folgt ein Solo des Friesen, der im spanischen Tritt die Manege umrundet. Ein Sechser-Zug Araber komplettiert die hippologischen Vorführungen. Ruhig und gekonnt dirigiert der Dresseur die souverän ihre Lauffiguren absolvierenden Pferde. Fehlerfrei ohne zögern werden die Formationen gezeigt. Gruppensteiger sowie verschiedene, hervorragende Da Capo Steiger beschließen die schöne Arbeit.
Während der anschließenden Pause wird ein weiteres Mal der Zentralkäfig errichtet.Der zweite Programmteil beginnt mit der zweiten Raubtierdressur des Hauses. In einer temporeichen Dressur stellt Jessy Cagniac, im Stile des jungen Martin Lacey vierLöwen vor. Zwei weitereJungtiere werden demnächst in die Gruppe eindressiert. Die zweijährigen Tiere beherrschen ein breitgefächertes Repertoire attraktiver Tricks. In hohem Tempo läuft die Darbietung ab und immer wieder werden Scheinangriffe und Prankenschläge vom Dompteur forciert. Einer der Höhepunkte ist das schnelle umrunden der Manege mit eingebauten Sprüngen hoch gegen den Zentralkäfig. Abschließend lässt sich der niederkniende Vorführer von einem Löwen überspringen.  

Aus Ungarn kommen Laido Littmann und seine Partnerin Alexandra, die engagierten Artisten des Cirque Zavatta Fils. Die junge Artistin hat eine anspruchsvolle Hula Hoop-Darbietung einstudiert. In mancherlei Kontorsions- und Handstandposen verharrend lässt sie die Reifen routieren.
Laido Littmann begeistert als trickstarker Jongleur. Mit Bällen und fünf Keulen weiß der junge Mann sicher und routiniert umzugehen und auch eine ganze Reihe ausgefallener Routinen auszuführen. Hernach demonstriert er sein großes Können mit sieben Ringen. Schlussendlich werden neun Ringe mit großer Selbstverständlichkeit jongliert.

Miss Kassandra arbeitet die zweite Luftnummer des Programms. Mit Kraft und Können trägt sie ihre Kür am Ringtrapez vor. Flüssige Übergänge und variantenreiche Posen kennzeichnen ihre Arbeit.

Ein weiteres Mal steht Jessy Cagniac im Mittelpunkt einer Dressurfolge, „Caravane exotique“ lautet die Ankündigung der ein opulentes orientalisches Bild folgt. Über die Manege wird eine Kuppel aus glitzernden Stoffbahnen gespannt. Darunter zwei Haremsdamen in prächtigen Kostümen gemeinsam mit dem Vorführer, dazu die passende Musik – Bollywood in der französischen Provinz.  Aus dem Trockeneisnebel kommen drei super gepflegte weiße Dromedare in die Manege und bieten eine erstklassige Laufarbeit mit vielfältigen Figuren. Abschließend zeigen sie das flechten, wie man es aus Pferdefreiheiten kennt. Es folgen zwei Watussi, die die beiden Tänzerinnen umrunden. Ein dunkles Kamel läuft gleichermaßen achten um die Damen, liegt ab und wird von sechs Lamas übersprungen.
Als Höhepunkt des stimmungsvollen Bildes sind drei Zebras in der Manege zu sehen, bei deren Präsentation der dreijährige Enrique seinen Onkel tatkräftig unterstützt.


Das Finale leitet Clown Chico mit stimmungsvollem Playback-Gesang ein. Es ist kompakt gehalten,  ein kurzes vorstellen der Mitwirkenden und schon verabschiedet Direktor Cagniac ein überaus zufriedenes Publikum. Es ist ein kurzweiliges, sehr unterhaltsames Programm eines  Familiencircus der Spitzenklasse. Der Schwerpunkt liegt eindeutig, und dem Applaus nach zu urteilen auch ganz im Sinne der Besucher, auf den erstklassigen vielseitigen Dressurdarbietungen des Unternehmens.