Text: Friedrich Klawiter, Fotos: 1 GL, weitere Friedrich Klawiter
CIRCUS SYDNEY - KERSTCIRCUS ZOETERMEER
Zoetermeer, 27. Dezember 2010

www.sydney-circus.com
Die Premiere auf dem europäischen Festland gab „Australians Super Circus Sydney“ im niederländischen Zoetermeer mit dem "Kerstcircus". Acht Jahre reiste Alexander Scholl mit seinem Circus durch Irland, nun wechselte er zurück aufs Festland. In Zoetermeer veranstaltete er den diesjährigen Weihnachtscircus, nachdem sein Vorgänger Roman Zinnecker mit seinem Circus Belly-Wien in die Rijnhal nach Arnheim umgezogen ist.

Auf dem tief verschneiten Gelände ist umfangreiches gepflegtes Material um ein mittelgroßes Chapiteau gruppiert. Im Zentrum der Front findet man einen fein bemalten Fassadenwagen mit integrierter Kasse. Er wird von zwei aufwändig gestalteten, eindrucksvollen Sattelzügen flankiert. Vor diesem Arrangement steht ein nostalgischer, mit Weihnachtsbäumen und viel Licht dekorierter Zaun. Rings um das Gelände sind die zahlreichen, in hellbeige mit roten Absetzungen gehaltenen, Transporte dicht an dicht aufgefahren. Das Chapiteau von achtundzwanzig Metern Durchmesser, es ist das kleinere von zwei Zelten über die der Circus verfügt, ist in hellbeigen und roten Streifen designet. Ein optisch passendes Giebelvorzelt ist durch ein rechteckiges, einem Stall  ähnlichen Zelt mit  dem Chapiteau verbunden. Mit vielen Beleuchtungskörpern - „Palmen“ auf den Masten, Lichterketten sowie Lichtschläuche innen und außen an allen Kanten der Vorzelte – steht der Circus in der Dunkelheit strahlend da und verbreitet eine zauberhafte Atmosphäre die auf einen Besuch neugierig macht.
Die Vorzelte sind im Innern ansprechend dekoriert und die angenehme Atmosphäre setzt sich auch im Chapiteau vor. Die Logen zeigen sich in rotem Samt, der auch für den Artisteneingang Verwendung fand. Mittig ist das Orchesterpodium integriert. Hinter den Sturmstangen findet sich ein Gradin mit zwei Reihen Einzelstühlen und vier Bankreihen.

Die Lichtanlage zeigt sich sehr üppig dimensioniert. Rund einhundert LED-Scheinwerfer sind an den Masten und vier Quertraversen zu finden. Einige Kugelköpfe komplettieren das Arrangement.

Das Opening sieht Direktor Alexander Scholl im Gradin stehend  Trompete blasen. Eine kurze Lasershow, dann begrüßt Atze Lubach – er ist der niederländische Manegensprecher und Tourneemanager des Circus – das Publikum. Konfetti werfend drehen die Artisten eine Runde zwischen Logen und Gradin.
Die drei Mädchen des Ballett tanzen in „Weihnachtsfrau-Kostümen“ zum Live-Gesang von Nadine.
Diese Szene geht nahtlos in die Pferdefreiheit von Kalle Scholl über. Sechs Schimmel vom Circus Bellmondo von Markus Kaiser werden in einer flotten Dressur vorgestellt. Die unmittelbar anschließende Hohe Schule bietet Luise Scholl wird im spanischen Stil, sie wird vom Ballett umrahmt. So findet das schwungvoll präsentierte Eröffnungsbild des Programms einen harmonischen Abschluss.

Direktor Alexander Scholl fungiert während der Vorstellung als souveräner Orchesterleiter. Zudem teilt er sich, auf englisch moderierend, mit Atze Lubach die Conference.
Der junge Jongleur John Terova beginnt seine Arbeit mit verschiedenen Keulen-Routinen. Er wechselt über zu bunten leuchtenden Ringen, von denen er fünf sicher beherrscht. Nach verschiedenen Mustern mit kleinen Bällen, die in Säckchen an seinem Gürtel sicher gefangen werden, folgt abschließend die effektvolle Jonglage von Fackeln.
Gleich darauf eine weitere Jonglage-Darbietung – Nadine Jackson präsentiert sich mit ihren Hula Hoops. In jugendlich modernem Outfit lässt sie die Reifen in den üblichen Varianten kreisen.
An den Strapatentüchern bietet Mandy Scholl ihre elegante Kür. Krafvolle Elemente wechseln mit träumerischen Posen ab. Weite Flüge durch die Kuppel schließen diese Darbietung ab. Alle Artisten profitieren in ihren Auftritten von der erstklassigen Unterstützung durch das druckvoll aufspielende Orchester, dass stets für einen stimmigen Soundteppich sorgt.
Clown Gaga ist im ersten Programmteil in zwei Reprisen präsent. Zunächst agiert er als verhinderter Schlangenbeschwörer. In der zweiten Szene sehen wir ihn als „Lady Gaga“.
Später folgt das große Entree von 'Gaga, Pipo & Co.'. Das klassische Clown-Trio demonstriert mit reichlich Klamauk was sie unter Karate verstehen. Natürlich wird der Auftritt mit reichlich Musik garniert und abgeschlossen.
Auf der Rola beweist Marcel Welp sein Können. Sicher und gekonnt beherrscht er sein Metier, einerlei ob sein Brett auf der Rolle oder einem Fußball ruht. Abschließend stapelt er fünf Bänkchen auf seinem Rolabrett und balanciert auf dem fragilen Gebilde.

Die Ankündigung der 'Blues Brothers' erfolgt im Stile bekannter Boxkampf-Moderatoren. Ein großes Trampolin wird aufgestellt, das Ballett macht Stimmung, dann wirbeln Yury, Anthony, John und Thomas – er ist Alexander Scholls jüngster Sohn – auf dem Requisit. Mit vielen Show-Elementen werden Salti und Kaskaden präsentiert. Zwei-Mann-Hoch, dreifache Pirouette und fünf Doppelsaltos in Folge sind die akrobatischen Höhepunkte dieses mitreißenden, flott verkauften Ensemble-Auftrittes vor der Pause.

Nachdem Pausen-Tierschau, Restauration und Ponyreiten in der Manege reichlich Zuspruch fanden, bringt auch der zweite Programmteil wieder unterhaltsamen klassischen Circus. Auf dem Drahtseil sind Mandy und Nadine gemeinsam zu sehen. Viele verschiedene Tanzschritte präsentieren die beiden jungen Frauen im Wechsel. Spagat und weitere ruhende Balance-Elemente runden die Evolutionen gekonnt ab.
An Strapaten bietet Yury eine weitere Luftnummer. Kräftezehrende Haltepositionen werden souverän ausgeführt. Bis hoch in die Kuppel führen ihn seine gekonnten Evolutionen.
Als Vorführer eines Zuges munterer Ponys sehen wir Alexander Scholl. Flott absolvieren die dekorativ hergerichteten weißen Kleinpferde, mit schwarzem Zaumzeug sowie roten paillettenbesetzten Hüten und Schleifen am Schweif, ihre Lauffiguren. Das angebliche Verweigern eines Barrierensprunges durch ein Pferdchen darf natürlich nicht fehlen.
Zwei Mal sehen wir Sandro Frank in der Manege. Zunächst führt der junge Mann vier perfekt laufende Kamele vor. Flott und mit viel Schwung werden die Figuren vorgetragen.
Dann wird ein eindrucksvoll gearbeiteter Flaschenstuhl gezeigt. Auf einem höheren Podest türmt der Artist nacheinander sieben Stühle auf den Flaschen zu einer hohen Pyramide, darauf seine sicher ausgeführten Handstände bietend.

Mit einer rasanten Westernshow, die Alexander Scholl und seinen ältesten Sohn Mike als Hauptakteure sieht, erreicht die Show ihren Höhepunkt. Laut knallende Peitschen und Lasso drehen des Juniors leiten den Auftritt ein. Der Senior zerteilt Zeitungen und Papierröllchen mit seiner Peitsche. Dann folgen die Aktionen am Messerbrett. Beide Herren zeigen sich als versierte sichere Werfer. Eine Zuschauerin macht die Erfahrung wie es ist, am Messerbrett zu stehen und abschließend platziert Alexander Scholl blind sechs Tomahawks rechts und links seiner Partnerin.
Zum Finale werden vom gesamten Ensemble noch einmal sämtliche Register gezogen. Nadine und Mandy singen gekonnt weihnachtliche Songs während Wunderkerzen in den Händen der Artisten für den passenden Rahmen sorgen. Atze Lubach stellt die Mitwirkenden vor, Thomas glänzt als Michael Jackson Double und Alexander Scholl beweist sich ein letztes Mal auf der Trompete.
Es ist ein echtes gutes Programm eines Familiencircus, dass nun sein Ende gefunden hat. Allmählich leert sich das Chapiteau und die Band mit dem Chef an der Spitze spielt solange, bis auch der letzte Besucher das Zelt verlassen hat.

Außer gepflegtem umfangreichem Material begeistert die Familie Scholl mit einem äußerst unterhaltsam präsentierten, guten Programm einer Circusfamilie. Mit erstklassiger Live-Musik, geschickter Lichtregie und Gespür für echten Circus wird eine sehenswerte 'schnelle' Show geboten, in der es keine Längen, keine langgezogenen Nummern und keine Pausen ohne Action gibt.
Der 'Australian Super Circus Sydney' ist immer einen Besuch wert.

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