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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE BORMANN
Paris, 02. Dezember 2018

www.cirquebormann.fr
Nachdem der Cirque Bormann mehr als fünfzehn Jahre auf dem gleichen Gelände in der Vorstadt Aubervilliers beheimatet war, ist man vor rund zwölf Monaten in das 15. Arrondissement von Paris umgezogen. Auf dem neu geschaffenen, verkehrsgünstig gelegenen Gelände ist der Circus nun dauerhaft zuhause.
Der in einem Hang liegende Platz wurde aufgeschüttet damit eine genügend große ebene Fläche für die Zeltanlagen, Wagen und Paddocks entstand. So steht man auf der Straße einige Meter unterhalb des Platzes steht, was die Zeltanlagen noch mächtiger wirken lässt. Das Gelände ist komplett mit einem hohen und stabilen Zaun umgeben und sofort fällt – für einen Circus eher ungewöhnlich – der Briefkasten am Eingang ins Auge. Eine Treppe führt zu einem kunstvoll gefertigten Zierzaun aus Edelstahl, der von Kandelabern überragt wird, durch den ein zweiflügeliges Portal Einlass in die Zeltanlagen gewährt. Die weißen Zelt sind mit einem aufwändigen Dekor in zwei Violett-Tönen verziert. Das zweimastige Vorzelt wird von einem hohen Gitterrohrbogen überragt und auf den vier Mastspitzen des Chapiteau wehen die Tricolore und die Europaflagge. Die Zelte wurden beim Umzug vor Jahresfrist neu angeschafft. Ein langgestrecktes Stallzelt nimmt die rechte Platzseite und einige Freigehege sind direkt daran angeschlossen. Zudem bietet der Stall Raum für eine Probemanege.
Den gesamten übrigen Raum nehmen die Wohnwagen und Transportfahrzeuge ein.
Die Einrichtung im Vorzelt zeigt sich zweigeteilt. Die rechte Seite des komplett mit einem Holzboden ausgelegten Raumes ist im Stil eines Bistro gehalten. Verkaufsstände und Sitzgruppen strukturieren die Fläche. Die andere Zeltseite bietet verschiedene Möglichkeit sich in Circus-Disziplinen zu üben. Hula Hoop Ringe, weitere Jonglier-Utensilien, Minitrampolin und Turnmatten stehen nicht nur den Kindern zur Verfügung. Rot und gold sind die vorherrschenden Farbtöne bei der Einrichtung des Chapiteau. Logen, Balkonlogen und die seitlichen Blenden des Artisteneingangs sind reich mit erhabenen goldfarbenen Ornamenten verziert. Ein sechsreihiges Schalensitzgradin komplettiert das Sitzplatzangebot. Ein stilvoller Kronleuchter in der Kuppel ergänzt die geschmackvolle Einrichtung.

Die aktuelle Produktion, deren Plakate von einen Dinosaurier zeigen, steht unter dem Motto „Juracirque“. Während des Einlasses wird im Spielzelt „Dschungel-Atmosphäre“ erzeugt. Gedämpftes grünliches Licht, ein mit Pflanzen dekorierter „Felsen“in der Manege sowie Vogelgezwitscher und Urwaldgeräusche aus der Tonanlage sind die angewandten Mittel und der erste Programmteil erzählt konsequent und durchgängig die Geschichte.
Richard Bormann, der Junior des Hauses, im Safari-Look und sein kongenialer Mitspieler, ein „Buschmann“ namens „Ayoo“ sind die omnipräsenten - Komiker - Figuren der Show, die in erster Linie auf dem zentralen Treppenaufgang inmitten der Besucher agieren.
Im Opening begegnen sie sich „zufällig“, Bormann mit einer Schatzkarte in Händen, und durchstreifen den Dschungel nun gemeinsam. Kaum gelangen sie in die Manege, fährt surrend ein Netzkäfig aus der Piste empor. Im dichten Nebel zeichnen sich schemenhaft zwei Dinosaurier ab und die beiden Schatzsucher sitzen in der Falle. In den beiden aufwändig gefertigten Saurierfiguren steckt je ein Mensch, was jedoch auf den ersten Blick nicht auszumachen ist. Durch die difuse Beleuchtung, den starken Bühnennebel und die permanente und unwillkürlich wirkenden Bewegungen der Figuren wird die Illusion von lebenden Kreaturen sehr unterstützt. Sie werden in Art einer Freiheit von Direktor Eric Bormann in der Manege dirigiert.
Die Überleitung zur Jongleur-Darbietung von Alexandra Bormann-Pauwels gelingt spielerisch indem die beiden Urwaldforscher beim hantieren mit Feuersteinen ganz nebenbei entdecken wie jonglieren funktioniert.
Die Chefin des Hauses arbeitet ihren formidablen Act, zu dem sie auf einer großen Weltkugel aus der Kuppel in die Manege schwebt, zunächst mit weißen Ringen. Fünf Ringe werden während des Kugellaufs variantenreich manipuliert. Dann werden die Requisiten gewechselt und silbrig glitzernde Keulen bestimmen den weiteren Verlauf des Auftritts.

Mit einem Jungen aus dem Publikum üben sich die Komiker auf vielseitige Weise im Wasser spucken.
Eric Bormann präsentiert vier noch sehr junge Dromedare in einem vielseitigen Dressur-Act. Bereits sehr routiniert laufen die noch nicht ausgewachsenen Trampeltiere ihre erlernten Abläufe.
Im zweiten Programmteil erleben wir Monsieur Bormann mit einem munteren Groß-und-Klein. Ein Friesenhengst und ein schwarzes Shetland-Pony beherrschen die genretypischen Abläufe perfekt und geschickt spielt der erfahrene Dresseur, sehr zur Freude des Publikums mit dem Größenunterschied des unterschiedlichen Gespann.
Richard Bormann zeigt sich als geschickter Tellerjongleur. Im Zusammenspiel mit „Ayoo“ läuft das muntere Treiben ab und mit vielerlei „Pannen“ und Gags halten die beiden die Akteure hoch, bis schließlich zehn Teller auf den Stäben rotieren.
Mit einer kurzen Deckenlauf-Sequenz wird die Pause eingeleitet.

Der zweite Programmteil wird als modern gestaltetes Nummerprogramm präsentiert.
Mit einer kurzen Laser-Show leitet Richard Bormann seine veritable Handstandequilibristik ein. Vielfältige Handstandfiguren erfolgen in exzellenter Ausführung auf den Handstäben eines Piedestals. Im Handstand und anschließend im Einarmer geht es eine Treppe hinab und auch wieder hinauf. Im Einarmer springt der junge Mann zwischen vier Handstäben hin und her und zum Höhepunkt des Auftritts springt er eine Schräge mit zehn Handstäben hinauf.
Am Standtrapez arbeitet ein Pärchen im Rockabilli-Stil eine trickstarke Darbietung. Mit ein wenig Comedy gewürzt, bieten die beiden eine Reihe attraktiver Partnertricks.
„Ayoo“ singt in einem Soloauftritt in bekannter Manier ein Duett mit sich selbst und wenig später bittet er zusammen mit seinem Partner einen Zuschauer ans Messerbrett.
Mit gekonntem Trompetenspiel leiten Vater und Sohn Bormann einen kurzen Auftritt von Alexandra Bormann-Pauwels mit einem kleinen Terrier ein.
Als letzte Akteurin präsentiert Sylvana Bormann ihren furiosen Auftritt in unterschiedlichen Jonglage-Disziplinen. Im Mittelpunkt steht die vielfältige Trickfolge mit Hula Hoop Ringen. Doch die Tochter der Direktion versteht es auch ausgezeichnet mit Keulen und Ringen zu jonglieren.
Im kurzen Finale verabschiedet sich das gesamte Ensemble von den Besuchern und wird von diesen mit lang anhaltendem lebhaften Beifall gefeiert.
Der Cirque Bormann bietet in einem hervorragenden Rahmen knapp zwei Stunden beste Circusunterhaltung bei der das Programmmotto hervorragend umgesetzt wird.