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Text und Fotos Friedrich Klawiter
LE GRAND CIRQUE DU ROME
Gonesse, 02. Dezember 2018

Die Familie von Solovich Dumas reist mit ihrem „Grand Cirque du Rome“ derzeit im Raum Paris. Das stattliche Familienunternehmen war vor Jahren unter der Firmierung „Circus Muchachos“ auch in Deutschland, Österreich und Dänemark zu erleben und vor wenigen Jahren führte für eine Saison den Namen „Nouveau Cirque Jean Richard“ in Lizenz. Die Familie Dumas tritt sehr engagiert auf und betreibt ihr Geschäft mit Herzblut.
In der Kleinstadt Gonesse, nördlich von Paris zwischen den Flughäfen Charles de Gaulle und Bourget gelegen, war der Circus auf einem zentral gelegenen Grünanlage aufgebaut.
Kräftiges gelb und königsblau sind die leuchtenden Farben, in denen das gesamte Material an diesem regnerischen ersten Adventssonntag zwischen den kahlen Büäumen leuchtet.
Von der großen, dekorativ mit Circusmotiven bemalten Front konnte auf Grund der Platzverhältnisse nur der mittlere Wagen, der im Durchgangsbereich die Kassenschalter beheimatet, aufgestellt werden.
Neben der intensiven Plakatierung spielen die attraktiv dekorierten Lautsprecherwagen eine wichtige Rolle bei den Werbeaktionen des Unternehmens.
Die sehr hohe langgestreckte Kuppel des Zwei-Masten-Chapiteau wird von vier weit und hoch aufragenden Quaderpools geformt.
Ein großzügig bemessener Stall steht den Pferden, Kamelen und Exoten des Circus zur Verfügung und in zwei Käfigwagen sind die beiden Raubtiergruppen untergebracht.
Der Fuhrpark, sauber in den Hausfarben lackiert und mit großformatigen Logos mit dem Namenszug versehen, setzt sich aus modernen Jumbo-Anhängern und Sattelaufliegern, sowie den Laurent-Wohnwagen der Familie zusammen. Wie in Frankreich üblich, bewältigt auch der Grand Cirque de Rome den Transport in die nächste Gastspielstadt in einer einzigen Fahrt.
Im Chapiteau erwarten ansprechend gestaltete Logen und ein sechsreihiges, typisch französisches Holzbankgradin den Ansturm der Besucher. Ein großer Artisteneingang aus dunkelrotem Samt nimmt den hinteren Bereich des Innern ein. Der Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz ebenfalls im Zelt.

Direktor Solovitch Dumas heißt das „hochverehrte Publikum“ willkommen. Im weiteren Verlauf der Vorstellung tritt er als angenehmer „Monsieur Loyal“ in Erscheinung, der dem Publikum allerlei Wissenswertes vermittelt und seine Familienmitglieder vorstellt.

Die Vorstellung beginnt, wie so oft in Frankreich, mit einer Raubtierdressur. Yann Dumas, der jüngere Bruder von Solovich, präsentiert seit Kurzem, eine neue gemischte Gruppe hatte vor einigen Wochen ihre Manegenpremiere, seine beiden Gruppen im täglichen Wechsel. Bei unserem Besuch waren die je zwei Tiger und Löwinnen der bisherigen Formation zu erleben. In einem gekonnt vorgetragenen Ablauf werden Pyramide, verschiedene Sprungvarianten und Hochsitzer, sowie Teppich und Rollover souverän geboten. Ein fulminanter Steiger eines Tigers ist der hervorragende Abschluss der Darbietung.
Mademoiselle Nika versteht es, sich am Ringtrapez charmant in Szene zu setzen. Kraftvoll werden die verschiedenen Halteposen mit fließend ausgeführten Übergängen elegant verbunden. Mit scheinbarer Leichtigkeit schwebt die Künstlerin im weiten Raum der Kuppel.
Wenig später sehen wir die junge Frau als Teil des „Trio Caprany“ zusammen mit ihren Schwestern Megane und Steffi mit einer gelungenen Gruppenjonglage. Mit Ringen und Keulen gestalten die Artistinnen ihren jugendlich frisch daherkommenden Auftritt, der eine Reihe interessanter Muster in sicher ausgeführten Routinen bietet. Effektvoll endet die Darbietung mit der Jonglage lodernder Fackeln.

Eine weitere Luft-Darbietung, ein Duo-Act an den Tuchstrapaten, muss derzeit leider auf Grund einer Schulterverletzung der Partnerin entfallen.

Clown „Ponsalie“ ist mit mehreren Reprisen im Programm vertreten. Zunächst versucht er sich als großer Raubtierdompteur. Schließlich gelingt es mit Hilfe eines Zuschauers, den Stofflöwen durch einen Reifen fliegen zu lassen. Im zweiten Auftritt ficht er einen heroischen Kampf gegen ein lästiges und lautes Fluginsekt.
In phantasievollen, per LED-Schnüren leuchtenden Kostümen tanzen die vier Damen des hauseigenen Balletts und leiten zur Kamel-Dressur von Yann Dumas über. Die vier Trampeltiere, mit prächtigem Winterfell, laufen ihre vielseitigen Figuren souverän ab.
Eine weitere Dressur-Darbietung präsentiert Floy, der zehnjährige Sohn von Yann Dumas. Vier temperamentvolle Shetland-Ponys, die ein umfangreiches Repertoire an Lauffiguren beherrschen, werden von dem souverän und gekonnt agierenden Nachwuchstierlehrer in erstklassiger Weise vorgeführt. Ein gelungener Steiger rundet den Auftritt ab. Als Da Capo preschen zwei weitere, jeweils mit einem Makaken berittene, Ponys durch die Manege und zeigen mehrere Barrierensprünge.

Das Duo Alvarez begeistert mit seinem Act auf der Rola Rola. Sicher werden die vielseitigen Balancen auf dem labilen Untergrund ausgeführt. Balljonglage, Seil springen und die Balance auf einem hohen Turm aus Ringen gehören zum Gezeigten. Als Spitzentrick schichtet der junge Mann sieben Etagen aus handelsüblichen Gläsern und Rolabrettern unter seinen Füßen auf und hält auch in großer Höhe sicher das Gleichgewicht.
Florian Dumas arbeitet im Zusammenspiel mit zwei jungen Damen einen veritablen Western-Act. Vielseitige Tricks werden mit Lassos gezeigt. Mit kraftvoll geschwungenen Bullpeitschen zerlegt der junge Mann Zeitungsseiten und Papierröllchen in kleinste Teile.

Direktor Solovich Dumas lässt zwei Makaken ihr Repertoire vortragen. In einem elektrischen Kinderauto, einem AMG Mercedes Cabrio rollen die possierlichen Affen in die Manege. Sie balancieren über ein „Seil“, tragen Eimer und Flaggen hinüber. Sie fahren Roller und Dreirad und dann kann sich ein Jeder selbst überzeugen, dass sie auch über ordentliche Tischmanieren verfügen.
Demoiselles Cheyenne und Nika bieten eine schwungvolle Antipoden-Nummer. Die Tricks werden von den sympathischen Artistinnen synchron ausgeführt. Diverse Rollen, ein quadratischer Tisch und ein großes Holzkreuz sind die Requisiten die gekonnt in vielseitiger Weise mit den Füssen manipuliert werden.


Chelsa, jüngste Tochter von Solovich Dumas, begeistert mit ihrer Akrobatik. Der Teenie kombiniert Kautschuk- und Handstandfiguren mit einem sich stetig steigernden Schwierigkeitsgrad zu einem spannungsgeladenen Auftritt. Mit einem Handstand auf einer sich drehenden, funkelnden Spiegelkugel findet die Darbietung ihren effektvollen Höhepunkt.
Wie so oft im traditionellen französischen Circus ist der letzte Auftritt den Clowns mit ihrem großen Entree vorbehalten. Direktor Solovitch Dumas, Ponsalie und ein weiterer August versuchen sich im boxen. Nachdem sich die Auguste am Punchingball fit gemacht haben, kommt des Direktors „Boxautomat“ ins Spiel. Unter dem begeisterten mitgehen der Kinder geben die Akteure alles und heizen die Stimmung immer mehr an.

Zum kurzen schwungvollen Finale finden sich die Artisten in der Manege ein und lassen sich noch einmal vom Publikum feiern. Direktor Solovich Dumas stellt die Familienmitglieder nochmals vor und bedankt sich bei den zahlreichen Gästen für den Besuch. Die Familie Dumas bietet in gepflegtem Rahmen traditionellen, gekonnt präsentierten Familiencircus, der mit guten Leistungen aufwartet. Einen Besuch dieses Unternehmens sollte man sich nicht entgehen lassen.